80 Jahre Zerstörung Pforzheims – 80 Jahre Mäuerach-Siedlung

von Hans Würtemberger

Würdiges Gedenken – Orientierung für heute

Es ist schon etwas Besonderes. Kein anderes Wohngebiet, geschweige denn ein Stadtteil von Pforzheim erinnert in einer eigenen Gedenkfeier zusätzlich zur Feier auf dem Rathausplatz regelmäßig an die Katastrophe des 23.Februar 1945. Es sind nur die Bewohner des Mäuerach. Was diesen eine extra Veranstaltung wert ist, bedeutet für andere eine unangebrachte Überflüssigkeit. Immerhin kann man wohl zu Recht sagen, dass die 1945 ausgebombten Mäuerach-Eutinger seit Jahrzehnten eine intensive Beziehung zum Thema „Zerstörung Pforzheims“ pflegen. Viele Menschen möchten nur ungern an den 23.2.1945 erinnert werden. Vielen Mäuerachern aber ist der 23.2.1945 – wie anderen Menschen auch - eine besondere Warnung, über den erschütternden Verlust ihrer Angehörigen und all ihrer Habe hinaus. Der mühsame und zunächst wildentschlossene Aufbau und der tägliche Anblick des inzwischen geschätzten Wohngebietes Mäuerach sind ihnen eine ständige Erinnerung: Hier war nahezu nichts, und wir hatten nichts, und wir wussten nicht weiter. Aber durch Gottes Hilfe und  gemeinsam haben wir es geschafft.
Unerträgliches Leid, Lebenswille und ehrliche Gemeinschaft – und hinter alle dem verborgen und unverfügbar doch ein Gott, der sich nicht abgewandt hat – das war auch die Botschaft der Gedenkfeier und des Gedenkgottesdienstes am vergangenen Sonntag. Zunächst um 17.00 Uhr am Gedenkstein im kleinen Mäuerach-Park mit ca. 90 Teilnehmern. Die Ansprache des Vorsitzenden des Bürgervereins Christian Zak war mitgeprägt von persönlichen, familiären Bezügen. Das live vorgetragene Mäuerachlied und instrumentale Trauermusik begleiteten diese Open-Air-Gedenkfeier.
Vielgestaltiger verlief der vom Gottesdienstteam des CVJM Eutingen gestaltete Gedenkgottesdienst im CVJM-Zentrum. Ca. 70 Teilnehmer waren dabei. Die aus dem SWR4 übernommenen, erschütternden Texte zweier überlebender Augenzeugen des Bombenangriffs gingen tief. Gut, dass man bei den von Klavier und Gitarre begleiteten Chorälen und selbstformulierten Gebeten gedanklich einhalten konnte. Ein realistisches Bild von Entbehrung und Lebenstüchtigkeit zeichneten die von Gerhard Maulbetsch beigetragenen Einzelheiten zum Leben der Mäueracher in der Organisier-und „Hamster“-Zeit ab Frühjahr 1945. Pfr. i. R. Paul-Ludwig Böcking predigte passend über das Bibelwort der vergangenen Woche, Daniel 9, 18: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ Er schlug gewohnt klare, mahnende und ermutigende Töne an: Gebet zu Gott statt Rache-und Vernichtungswille, Demut statt Selbstorientierung, Jesus-Erfahrung statt Unglaube.
Der Austausch beim anschließenden Ständerling verlief angeregt und wurde gerne wahrgenommen. Ein großes Dankeschön geht an alle Beteiligten, besonders an das FeierAbend-Gottesdienstteam des CVJM Eutingen. Dank auch Pfr. Dr. Christian Goßweiler für sein Mitmachen.
Paul-Ludwig Böcking

CVJM-Eutingen Gemeindezentrum Mäuerach Stadtteil Eutingen Pforzheim Nachrichten Gedenkgottesdienst_1
CVJM-Eutingen Gemeindezentrum Mäuerach Stadtteil Eutingen Pforzheim Nachrichten Gedenkgottesdienst_2
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